Der Hope-Diamant

Er ist 45,52 Karat also 9,104 Gramm schwer, funkelt im schönsten Blau und wurde im 17. Jahrhundert in Indien von dem Kaufmann Jean-Babtiste Tavernier in einem Nebenfluß des Kooleron gefunden: der Hope-Diamant.
Um ihn ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden, denn angeblich soll er seinem Träger bzw. Besitzer nichts als Unglück und sogar den Tod bringen, denn er hat einst dem französischen König Ludwig XVI. gehört und bekanntlich wurde seine Geschichte und die seiner Frau Königin Marie-Antoinette unter dem Schafott höchst abrupt und öffentlichkeitswirksam beendet. Nach der Französischen Revolution ging der Stein verloren und man hörte lange Zeit nichts mehr von ihm.

Im Jahr 1880 tauchte ein ungeschliffener blauer Diamant in England auf, der zur Phosphoreszenz in der Lage war und dort zum Verkauf angeboten wurde. Der stolze neue Besitzer war der britische Bankier Henry Philip Hope, der ein passionierter Juwelensammler war und den leuchtenden, blauen Stein für 18.000 Pfund erwarb. Ganze 50 Jahre sollte dieser Edelstein nun im Besitz der Familie Hope verweilen, weshalb er auch später nach ihm benannt wurde. Außer, daß die Erben des Bankiers sich um diesen Stein und um seine übrige Juwelensammlung stritten wie die Besenbinder, ist den neuen Besitzern aber nichts Schlimmes passiert. Auch starb niemand von ihnen frühzeitig.
Der letzte Besitzer des Diamanten aus der Familie Hope war Lord Francis Hope, der gerne über seine Verhältnisse lebte und sich damit unweigerlich hoch verschuldete. Er hätte den Hope-Diamanten gerne zu Geld gemacht, aber seine Großmutter Adele, die vor ihm eine Erbin des Steins gewesen war, hatte in ihren Testament verfügen lassen, daß dieser Edelstein niemals verpfändet werden dürfe. Also zog er mit seinem Ansinnen vor Gericht, daß ihm im Jahre 1901 tatsächlich erlaubte, den Stein zu verkaufen, woraufhin er prompt von seiner Frau verlassen wurde, die sich teuer von ihm scheiden ließ.
In diesem Fall wage ich allerdings zu behaupten, daß man für dieses „Unglück“ nicht unbedingt den Stein verantwortlich machen kann. … Es sei denn, der Stein hat es ihm übel genommen, daß er nun nicht mehr im Besitz der Familie war, von der er seinen Namen hat.

Sein neuer Besitzer war Pierre Cartier, der ihn an Evalyn Walsh McLean weiterverkaufte. Und die vielen Schicksalsschläge, die dieser Frau passiert sind, waren der Grund, weswegen man dem Stein so einen schlechten Ruf nachsagt … und noch einiges mehr dazu erfunden hat. Der Stein war ganze dreißig Jahre lang in ihrem Besitz und während dieser Zeit starb ihr Sohn bei einem Autounfall und ihre Tochter an einer Überdosis Schlaftabletten. Sie selbst wurde medikamenten- und ihr Ehemann alkoholabhängig. Die familieneigene Zeitung „The Washington Post“ musste 1932 aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten versteigert werden. Die Medien machten daraus genüsslich sofort den „Fluch des Hope-Diamanten“, wie auch immer sie darauf gekommen sind, denn Evalyn selbst, die ein Jahr nach ihrer Tochter 1947 mit 61 Jahren an einer Lungenentzündung verstarb, hatte für diese Anhäufung von Schicksalsschlägen eine andere Erklärung. Sie bezeichnete sie als „die natürliche Konsequenz von unverdientem Reichtum in undisziplinierten Händen“.
Aber weil so ein verfluchter Stein ja eine „verflucht“ gute Geschichte ist, erinnerte man sich sogleich, daß der Hope-Diamant ganz sicher zuvor im Besitz des unglücklichen König Ludwig XVI gewesen ist, weshalb man der Legende gleich noch eine indische Gottheit hinzufügte:
Es wird erzählt, daß genau dieser Stein einst dem Hindu-Gott Vishnu gehört hatte, bzw. einer seiner steinernen Abbilder als Schmuckstück diente. Als jemand so dreist war, die Kostbarkeit zu stibitzen, soll der erzürnte Gott allen künftigen Eigentümern Unglück prophezeit haben. Man war sich sogar nicht zu fein, zu behaupten, der Finder Jean-Babtiste Tavernier sei angeblich von wilden Tieren oder Löwen zerrissen worden. Tatsächlich starb der Kaufmann aber mit über 80 Jahren an einer ganz unspektakulären Erkältung.
1949 wurde der amerikanische Juwelier Harry Winston neuer Eigentümer des Hope-Diamanten. Er machte den sagenumwobenen Stein dem Smithsonian Institut in Washington D.C. zum Geschenk, wo er im National Museum of Natural History bis heute betrachtet werden kann. Der Schätzwert dieses außergewöhnlich schönen Steins liegt heute bei ca. 250 Millionen Dollar.



Foto: Der Hope-Diamant in seiner ursprünglichen Fassung
Autor unbekanntUnknown author, Public domain, via Wikimedia Commons

Foto: Evalyn Walsh McLean mit dem Hope-Diamanten, 1914
Harris & Ewing, Public domain, via Wikimedia Commons